Evangelische Kirchengemeinden EKHN

Geschichten unserer Kirchen

Die Geschichte der Evangelischen Kirche in Dalsheim

Die Orgeln in unseren Kirchen in der ehem. reformierten Kirche von 1708 (Seit 1979 Gemeindezentrum)
Orgel: Stumm, um 1786, 1981 restauriert durch Förster & Nicolaus

Disposition:
Manual C - d³, 51 Tasten
Principal 4' (Prosp.) – Bourdon 8' B/D – Flöte 8' D – Viola di Gamba 8' B/D –
Flöte 4' B/D – Quint 3' - Octav 2' - Mixtur 1' 3f. (rep. g°, g1) - Trompete 8') B/D (original) – (Vox humana 8') 
B/D: nicht mehr vorhanden

Pedal:
C-d°, 15 Tasten
Subbaß 16' - Octavbaß 8' - Violonbaß 8' Mechanische Schleifladen, seitenspielig (links)


Unsere Orgel in der unteren Kirche (lutherische) 1738-42, Turm 1930


Orgel:
Prospekt Jakob Leukel,
Sippersfeld, 1764,
Werk Förster & Nicolaus, 1914/15

Disposition:
I. Manual: c-g³, 56 Tasten - Prinzipal 8' - Salicional 8' - Bourdon 8' - Oktave 4'
II. Manual: Flöte dolce 8' - Gedaktflöte 4' - Principal 2' Pedal C-d', 27 Tasten - Subbaß 16'

Pneumatische Kegelladen, 3 Koppeln, Superoktavkoppel II/I, Suboktavkoppel II/I, Bassmelodiekoppel
Orgelbauer Johann Michael Stumm


Orgelbauer Johann Michael Stumm


Wohlklang, Glanz und Fülle der Töne und eine barocke Grundstimmung – daran sind sie zu erkennen, die Instrumente aus der Werkstatt des Orgelbauers Johann Michael Stumm.

Die Geschichte der Orgelbauer Familie Stumm reicht bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Im April 1683 wurde in dem Hunsrückort Rhaunen-Sulzbach dem Schmied Christian Stumm und seiner Frau ein zweiter Sohn geboren, den sie auf den Namen Johann Michael taufen ließen. Er erlernte zunächst den gleichen Beruf wie sein Vater und sein älterer Bruder Nikolaus, der einen der größten Stahlkonzerne des Saarlandes begründete.

Während seiner Lehr- und Wanderjahre spezialisierte sich Johann Michael Stumm zum Goldschmied. Das Jahr 1706 brachte die Wende in seinem Leben. Ein Zufall: Bei einer Verlosung in Kirn gewann er eine kleine Hausorgel mit vier Registern. Als das Instrument defekt war, erprobte er daran sein Talent als Instrumentenbauer und beschloss, erneut in die Lehre zu gehen. Auf aus gedehnten Wanderungen erlernte Joahnn Michael Stumm vermutlich im Elsass und in der Schweiz die Orgelbaukunst. Seinen Lebensunterhalt musste er allerdings weiter als Landwirt und Goldschmied verdienen – trotz des Titels „Orgelbaumeister“ reichte es zunächst nicht zum Broterwerb. Zuerst wagte sich Stumm an den Bau kleiner Orgeln ohne Pedal, denn ihm fehlte die richtige Werkstatt. Ein erster Beleg für die Arbeit Stumms ist ein Vertrag von 1717 für die Kirche St. Michael in Kirchberg – ein einmanualiges Instrument mit 14 Registern, das heute verschollen ist. Es folgten Orgeln in Münstermaifeld und in Rhaunen, seinem Heimatort. Dort entdeckte man später einen Zettel in der Windlade: „Johann Michael Stumm von Raunen Sultzbach im Jahre 1723. Lobet den Herren mit Seyten und pfeiffen.“ Diese Widmung gibt auch einen Einblick in das Glaubensleben des Instrumentenbauers, der sein Handwerk als Ausdruck des Lobpreises Gottes verstand.

Johann Michael Stumms bekannteste Orgel steht in Kirchheimbolanden, erbaut in den Jahren 1742 bis 745 für die damalige lutherische Schlosskirche (heutige ev. Pauluskirche).

Bis 1896 wurden in Thaunen Sulzbach Orgel gebaut, die heute noch die Kunstfertigkeit der Stumms bezeugen. Innerhalb von 174 Jahre verließen nahezu 400 neue Orgeln die Werkstatt, deren Ruf so gut war, dass sogar die russische Zarin Katharina II. versuchte, die Orgelbauer nach St. Petersburg zu holen.

Von Köln bis Karlsruhe, von Trier bis Limburg und Saarbrücken finden sich die Instrumente. Allein in Frankfurt am Main wurden fünf Stumm-Orgeln aufgestellt. Die größte steht in Amorbach im Odenwald. Bis heute wird die hervorragende Qualität und die Sorgfalt der Verarbeitung der Orgeln geschätzt. So musste das verwendetet Eichenholz mindestens 15 Jahre abgelagert sein, bevor es verbaut wurde. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Meisterwerke auch ihren entsprechenden Preis hatten.

Die älteste Stumm-Orgel im Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau befindet sich in Nieder-Wiesen nahe Alzey. Sie gilt als Kleinod, da sie nicht nur die älteste, sondern auch die kleinste Stumm-Orgel in Rheinhessen ist.

Kirchenzeitung 16.1992 von Tobias Kraft

Auch unsere kleine Stumm-Orgel im ev. Gemeindezentrum Dalsheim bestätigt bei jedem Spiel die Meisterschaft ihres Erbauers. Hier sagt die Chronik, dass die Orgel in der oberen Kirche zuerst bestimmt gewesen war für eine Frankfurter Kirche; doch hätte sie sich dann für dort als zu klein erwiesen, und also ihres Weges nach Dalsheim gekommen.


Unsere untere Kirche - auch Winterkirche genannt


30 Jahre nach der oberen Kirche erfolgte 1738 die Erbauung der unteren lutherischen Kirche nebst einem Pfarr- und Schulhaus, sodass wir nun 2008 ihr 270-jähriges Jubiläum feiern können. In 1706 hatten sich die Katholiken als Gemeinde wieder begründet, im gleichen Jahre durften sich auch die Lutherischen zusammentun.

In unseren Kirchenbüchern werden seit 1706 lutherische Pfarrer aufgeführt, aber solange noch keine Kirche in Dalsheim stand, hielt man die Gottesdienste privat, in Niederflörsheim und hier – bei Georg Lutz, Konrad Stübinger, Johann Wilhelm Engel. Danach legte man fröhlich und opferbereit auf den 2. Oktober 1738 den Grundstein zur „unteren Kirche“ in der damaligen Schmidtgasse.

Den Bauplatz mit 80 Gulden bezahlte Freiherr von Geispitzheim, der damalige Schlossherr und der Kirchenvorsteher J. W: Engel gab 50 Gulden. In den Grundstein legte man eine Bibel, den „kleinen lutherischen Katechismus“ und je eine Flasche hiesigen Rot- und Weißwein. Um 1742 ward diese Kirche und alle Bauerei vollendet.

Die Lutherischen bauten natürlich auch recht bescheiden und einfach; das zeigt das Holzwerk der Kirche; zugleich aber auch wieder merkt man die besondere Freude. Da prangen doch oben her von der Decke herab die 4 Gemälde von Christi Leiden und Auferstehen. Wer gemalt hat, ist uns leider gänzlich unbekannt. Im Jahre 1937 hat der Malter H. Velde und sein Sohn die Deckengemälde gereinigt und wie ursprünglich schön hergestellt.

Wie die obere Kirche, so bekam auch die untere ihre Orgel erst späterhin, in 1764. Und die war noch bescheidener, sie hatte nur 3 ½ Oktaven. Und doch, diese kleine Orgel hat da unten gedient bis 1908, wo sie unser Altmeister David Heeß noch gespielt hat mit allerlei Schwung.


Anfänglich blieb die lutherische Gemeinde noch längere Zeit in Schulden. Von einer 2-jährigen Kollektenreise brachte Ludwig Göring zwar nicht alles zusammen, aber die Renovation von 1784 ward ermöglicht. Im Jahre 1822 kam es zum Zusammenschluss der Reformierten und der Lutherischen, fortan war Dalsheim eine so genannte „unierte Gemeinde und hatte 2 Kirchen.

Entnommen aus der Chronik des Herrn Pfarrer Joh. Hill von 1937
In den neunziger Jahren wurde die Kirche innen renoviert.
Dank zahlreicher Spenden konnte die Kirchengemeinde am 16.10.2005 den Taufstein einweihen. Eine wunderschön gelungene Arbeit von dem Steinmetz Kai Bollinger.


ORGEL-JUBILÄUM Konzert in der Unteren evangelischen Kirche in Dalsheim
mit Christian Schmitt und Jonathan de Weerd.

Hundert Jahre und kein bisschen leise – so könnte man die Orgel der Unteren evangelischen Kirche im Ortsteil Dalsheim beschreiben. Anlässlich ihres runden Geburtstages hatte die „Königin der Instrumente“ mit Christian Schmitt einen Gast, der ihr die wundervollsten Töne zu entlocken vermochte. Gemeinsam mit dem Trompeter Jonathan de Weerd gestaltete der Kantor der Wormser Lutherkirche ein Konzert, das zu Recht das Adjektiv „festlich“ trug.
 

Beseelte Spielweise
Auch wenn der Prospekt der Orgel auf das Werk des Orgelbauers Jakob Leukel im Jahr 1764 zurückgeht, so ist das Instrument „erst“ 100 Jahre alt, da sie von der Firma Förster & Nicolaus 1913 ein neues „Innenleben“ spendiert bekam, die den Umfang der Manuale deutlich erweiterte. Diesen Umfang wusste Christian Schmitt trefflich zu nutzen. Er mischte die wenigen Register des Instruments so geschickt, dass der Variationscharakter von Wolfgang Amadeus Mozarts Andante in F-Dur (KV 616) gut zur Geltung kam.
Etwas wuchtiger kam die von Robert Schumann komponierte Fuge Nr. 6 über das B-A-C-H-Thema daher. Eigentlich handelte es sich sogar um eine Doppelfuge, da hier zwei Themen verarbeitet werden, die zum Schluss im Rahmen von großen Steigerungen zusammenwachsen. Typisch Schumannscher Duktus mit romantischen Schwelgereien orchestralen Charakters trafen hier auf eine strenge, in barocker Manier durchkomponierte Fuge, was für ein reizvolles Spannungsverhältnis sorgte. Schmitt zeigte dabei einmal mehr, dass es wohl in der ganzen Region keine einzige Orgel gibt, an der er sich nicht sofort heimisch fühlt, und beeindruckte durch eine technisch vorbildliche und gleichzeitig beseelte Spielweise.
 

Silbrig-helle Trompete
Sein musikalischer Partner an diesem Tag, Jonathan de Weerd, hinterließ ebenfalls einen guten Eindruck, auch wenn er zwischendurch gelegentlich mit Stimmungsproblemen bei seiner Trompete zu kämpfen hatte. Erhebend erklang seine silbrig-helle Trompete beim ersten Stück des Konzerts, dem bekannten „Trumpet Tune“ von Henry Purcell, elegant und anmutig bei Georg Philipp Telemanns Sonata D-Dur. Auch das Concerto D-Dur aus der Feder von Johann Wilhelm Hertel, einem im 18. Jahrhundert als  Hofkapellmeister in Mecklenburg-Schwerin wirkenden Komponisten, zeigte den Musiker im Einklang mit Christian Schmitt. Besonders das furiose Finalemit schnellen Läufen war eine beeindruckende Hörerfahrung, die zu Recht in einen begeisterten Applaus des Publikums mündete.