Den Bauplatz mit 80 Gulden bezahlte Freiherr von Geispitzheim, der damalige Schlossherr und der Kirchenvorsteher J. W: Engel gab 50 Gulden. In den Grundstein legte man eine Bibel, den „kleinen lutherischen Katechismus“ und je eine Flasche hiesigen Rot- und Weißwein. Um 1742 ward diese Kirche und alle Bauerei vollendet.
Die Lutherischen bauten natürlich auch recht bescheiden und einfach; das zeigt das Holzwerk der Kirche; zugleich aber auch wieder merkt man die besondere Freude. Da prangen doch oben her von der Decke herab die 4 Gemälde von Christi Leiden und Auferstehen. Wer gemalt hat, ist uns leider gänzlich unbekannt. Im Jahre 1937 hat der Malter H. Velde und sein Sohn die Deckengemälde gereinigt und wie ursprünglich schön hergestellt.
Wie die obere Kirche, so bekam auch die untere ihre Orgel erst späterhin, in 1764. Und die war noch bescheidener, sie hatte nur 3 ½ Oktaven. Und doch, diese kleine Orgel hat da unten gedient bis 1908, wo sie unser Altmeister David Heeß noch gespielt hat mit allerlei Schwung.
Anfänglich blieb die lutherische Gemeinde noch längere Zeit in Schulden. Von einer 2-jährigen Kollektenreise brachte Ludwig Göring zwar nicht alles zusammen, aber die Renovation von 1784 ward ermöglicht. Im Jahre 1822 kam es zum Zusammenschluss der Reformierten und der Lutherischen, fortan war Dalsheim eine so genannte „unierte Gemeinde und hatte 2 Kirchen.
Entnommen aus der Chronik des Herrn Pfarrer Joh. Hill von 1937
In den neunziger Jahren wurde die Kirche innen renoviert.
Dank zahlreicher Spenden konnte die Kirchengemeinde am 16.10.2005 den Taufstein einweihen. Eine wunderschön gelungene Arbeit von dem Steinmetz Kai Bollinger.
ORGEL-JUBILÄUM Konzert in der Unteren evangelischen Kirche in Dalsheim
mit Christian Schmitt und Jonathan de Weerd.
Hundert Jahre und kein bisschen leise – so könnte man die Orgel der Unteren evangelischen Kirche im Ortsteil Dalsheim beschreiben. Anlässlich ihres runden Geburtstages hatte die „Königin der Instrumente“ mit Christian Schmitt einen Gast, der ihr die wundervollsten Töne zu entlocken vermochte. Gemeinsam mit dem Trompeter Jonathan de Weerd gestaltete der Kantor der Wormser Lutherkirche ein Konzert, das zu Recht das Adjektiv „festlich“ trug.
Beseelte Spielweise
Auch wenn der Prospekt der Orgel auf das Werk des Orgelbauers Jakob Leukel im Jahr 1764 zurückgeht, so ist das Instrument „erst“ 100 Jahre alt, da sie von der Firma Förster & Nicolaus 1913 ein neues „Innenleben“ spendiert bekam, die den Umfang der Manuale deutlich erweiterte. Diesen Umfang wusste Christian Schmitt trefflich zu nutzen. Er mischte die wenigen Register des Instruments so geschickt, dass der Variationscharakter von Wolfgang Amadeus Mozarts Andante in F-Dur (KV 616) gut zur Geltung kam.
Etwas wuchtiger kam die von Robert Schumann komponierte Fuge Nr. 6 über das B-A-C-H-Thema daher. Eigentlich handelte es sich sogar um eine Doppelfuge, da hier zwei Themen verarbeitet werden, die zum Schluss im Rahmen von großen Steigerungen zusammenwachsen. Typisch Schumannscher Duktus mit romantischen Schwelgereien orchestralen Charakters trafen hier auf eine strenge, in barocker Manier durchkomponierte Fuge, was für ein reizvolles Spannungsverhältnis sorgte. Schmitt zeigte dabei einmal mehr, dass es wohl in der ganzen Region keine einzige Orgel gibt, an der er sich nicht sofort heimisch fühlt, und beeindruckte durch eine technisch vorbildliche und gleichzeitig beseelte Spielweise.
Silbrig-helle Trompete
Sein musikalischer Partner an diesem Tag, Jonathan de Weerd, hinterließ ebenfalls einen guten Eindruck, auch wenn er zwischendurch gelegentlich mit Stimmungsproblemen bei seiner Trompete zu kämpfen hatte. Erhebend erklang seine silbrig-helle Trompete beim ersten Stück des Konzerts, dem bekannten „Trumpet Tune“ von Henry Purcell, elegant und anmutig bei Georg Philipp Telemanns Sonata D-Dur. Auch das Concerto D-Dur aus der Feder von Johann Wilhelm Hertel, einem im 18. Jahrhundert als Hofkapellmeister in Mecklenburg-Schwerin wirkenden Komponisten, zeigte den Musiker im Einklang mit Christian Schmitt. Besonders das furiose Finalemit schnellen Läufen war eine beeindruckende Hörerfahrung, die zu Recht in einen begeisterten Applaus des Publikums mündete.